Das Fräulein vom Amt

Ein kleiner Ausflug in die Telefonie

Um die Codetabelle ein wenig besser zu verstehen, gibt es vorab ein paar allgemeine Infos zur Geschichte der Telefonie.

Zu den Anfangszeiten der Telekommunikations-Zentralen (1881) wurden die Telefongespräche noch manuell vermittelt. In einem Fernsprechamt saß das „Fräulein von Amt“ an einer Fernsprech-Handvermittlungseinrichtung (=Klappenschrank). Der Klappenschrank verdankte seinem Namen der früher eingesetzten Technik. Die eingehenden Anrufe wurden nämlich durch ein Herabfallen einer Klappe, die mit einer Nummer versehen war, signalisiert.

Für den anrufenden Gesprächsteilnehmer hieß es zunächst kräftig kurbeln um einen Stromkreis aufzubauen und dem Fräulein vom Amt dann mitzuteilen, wen man zu sprechen wünsche. Die Damen vom Amt hatten eine strenge Anordnung wie Sie den Teilnehmer zu empfangen haben: „Hier Amt, was beliebt?“

Die ersten Telefonvermittlungen wurden 1877 in Washington hergestellt. 1881 trat dann das erste Fräulein vom Amt in Berlin ihren Arbeitsplatz an, wobei das Fräulein in Wirklichkeit ein Mann war. 😮 Damals hat man tatsächlich noch geglaubt, dass die Ladies kein Briefgeheimnis für sich behalten können und das sie nicht über die nötige Durchsetzungsfähigkeit verfügten. Ab dem Jahre 1895 wurden zur Signalisierung auch Glühlampen eingesetzt. So wurde dann aus dem Klappenschrank ein Glühlampenschrank.

Nach schon relativ kurzer Zeit erfreute sich die Telekommunikation großer Beliebtheit, was dann irgendwann zur Folge hatte, dass die Mitarbeiter/innen aufgrund der hohen Teilnehmermengen heillos überfordert waren. Falsche Verbindungen und lange Wartezeiten waren die Folge.

1926 revolutionierten die Firmen Siemens und Halske die Telefonie, indem Sie eine amerikanische Erfindung den deutschen Verhältnissen anpassten. Und so bekam das Kind einen neuen Namen. Statt Selbstanschlussbetrieb hieß es dann Wählbetrieb. Als erstes durften die Berliner von diesem Luxus profitieren. Lange Wartezeiten durch die händische Vermittlungsarbeit waren nun Schnee von gestern. Die etwas Älteren von uns kennen noch die schönen Telefone mit der Wählscheibe, wo man durch Einstecken eines Fingers in die Öffnungen 1 bis 0 die Nummer den gewünschten Teilnehmers wählt.

Bei dieser analogen Technik, die bis ca. 1990 noch eingesetzt wurde, wurden analoge Tonsignale übertragen. Allerdings war die Bandbreite auf einen Frequenzbereich von 300 bis 3.400 Hertz begrenzt.

Für analoge Telefonanschlüsse gibt / gab es drei unterschiedliche Wahlverfahren.

  • IMV: Impulswahlverfahren
  • MFV: Mehrfrequenzwahlverfahren
  • DEV: Diodenwahlverfahren

 

Impulswahlverfahren

Das einfachste der drei Verfahren ist das Impulswahlverfahren. Heutzutage allerdings veraltet.

Telefonapparat mit Wählscheibe
Telefonapparat mit Wählscheibe

Die Leute, die zu Hause noch ein Telefon mit Wählscheibe haben, telefonieren über das Impulswahlverfahren. Die Wählscheibe enthält eine Schaltung, die nach der gewählten Ziffer eine bestimmte Anzahl von Unterbrechungen erzeugt. Die Vermittlungsstelle weiß dann anhand der Anzahl der Unterbrechungen, welche Nummer der Teilnehmer gewählt hat.

Wenn Ihr nun mit der Wählscheibe eine „7“ wählt, dann werden auch 7 Gleichstromunterbrechungen im Verhältnis 60/40 erzeugt und zur Vermittlungsstelle gesendet. 60/40 bedeutet: Schleife ist 60 ms geöffnet und 40 ms geschlossen. Dieser Impuls ist durch ein „Knacken“ hörbar.

Mehrfrequenzwahlverfahren (MFV) – Codierung nach CCITT

Die gebräuchlichste Wähltechnik der analogen Telefonie ist das Mehrfrequenzwahlverfahren (MFV, auch bekannt als Tonwahlverfahren).

Bei dem Mehrfrequenzverfahren werden die Zahlen entgegen der analogen Technologie, nicht als Stromimpulse übermittelt, sondern als Töne. Die Töne haben bestimmte, festgelegte Frequenzen. Wenn Ihr nun eine Ziffer auf Eurer Tastatur drückt werden gleichzeitig zwei Tonsignale produziert, die sich überlagern.

Die MFV Tastatur ist zwölfteilig und beherbergt 10 Ziffern- und 2 Sondertasten, sowie einen Tongenerator.

Aus der nachfolgenden Tabelle könnt Ihr ablesen, aus welchen beiden Frequenzen sich die Codierung der einzelnen Ziffern- und Funktionstasten zusammen setzen:

Diodenwahlverfahren

Das Diodenwahlverfahren wurde im öffentlichen Telefonnetz nicht verwendet – es wurde nur in antiquierten Nebenstellenanlagen eingesetzt.

Mehrfrequenzwahlverfahren (MFV)| anlaloges Telefonieren
Mehrfrequenzwahlverfahren (MFV)| anlaloges Telefonieren

 

ISDN and more

Um 1980 herum hat an dann angefangen, die analogen Schmalbandanschlüsse zu einem digitalen dienste- integrierenden Universalnetz (=ISDN) auszubauen. Dieses Netz bot wesentlich mehr technische Möglichkeiten als das analoge Netz und verbesserte die Sprachqualität und die Übertragungsgeschwindigkeit um ein Wesentliches. Spätestens ab diesem Zeitpunkt sprach man nicht mehr von einem Fernsprechnetz, sondern von einem Telefonnetz.

Bei den analogen Techniken, mussten alle Infos, die zum Rufaufbau und auch zur Rufbeendigung nötig waren in den Sprachkanälen übertragen werden. (Übertragung von Befehlen wie z.B.: Teilnehmer hat abgehoben oder auflegt, Teilnehmer hat Nr. xy gewählt usw.)

Bei der Digitalisierung wurden die Sprachübertragung und die Befehle, wie z.B. Teilnehmer hat abgehoben/aufgelegt, getrennt. Diese Befehle werden nun über das Signalisierungsnetz gesteuert.

Die heutigen DSL Leitungen haben noch eine weitere Möglichkeit anderer Verteildienste (Rundfunk, Fernsehen, Video auf Bestellung, Broadcasing-Dienste) zu integrieren.

NGN und IMS

Derzeit arbeitet man an (NGN = Next Generation Network) und (IMS = IP Mulitmdia Subsystem). Den Begriff hat man in diesem Zusammenhang von Telefonnetz auf Kommunikationsnetz umgeprägt, wobei die Kommunikationsnetze das Telefonnetz einschließen. Man munkelt, dass die Deutsche Telekom bis 2015 alle ISDN und Analoganschlüsse durch NGN ersetzen will.